Besuch des Stadtarchives mit der deutsch-israelischen Gesellschaft

Veröffentlicht am 14. Mai 2018

 

Von Interesse über die Geschichte des Archiv und an seinem Bestand bis zu Erschütterung und Entsetzen über die Verbrechen der Nazis an den jüdischen Mitmenschen in Magdeburg spannte sich der Bogen der Empfindungen bei einer Führung am 17. April 2018 durchs Stadtarchiv. Rund 40 Teilnehmer hatten sich auf Einladung der Magdeburgischen Gesellschaft von 1990 und der Deutsch-Israelischen Gesellschaft im historischen Gedächtnis der Stadt an der Mittagstraße eingefunden. Herzlich begrüßt wurden sie zunächst von deren Vorsitzenden, Thomas Kluger und Gerhard Miesterfeld.

Gastgeber und Archivleiter Dr. Christoph Volkmar schilderte anschaulich die Besonderheiten des Hauses an der Mittagstraße, umriss mit vielen Fakten Aufgaben und den Bestand. Aufgrund der vollständigen Zerstörung der Stadt im Dreißigjährigen Krieg stammen die Archivalien überwiegend aus dem Zeitraum von 1632 bis zur Gegenwart, erklärte Dr.Volkmar. Trotz der Verluste auch im Zweiten Weltkrieg verfügt das Archiv über bedeutsame geschichtliche Belege und ein nahezu vollständiges Bauaktenarchiv. Die Dokumente lagern in nahezu zehn Regal-Kilometern. Das älteste Original ist eine in Magdeburg ausgestellte Urkunde vom 3. Mai 1272. Der Bestand wird sowohl von Wissenschaftlern oder Geschäftsleuten als auch von interessierten Bürgern und Hobby- Heimatforschern genutzt. Wie Dr. Volkmar berichtete, sucht man neuerdings sogar im Archiv des Vatikans nach weitere Quellen über die einst bedeutende Kaiserstadt und spätere Reformationshochburg Magdeburg.

Dr. Volkmar hob die Aktivitäten des Fördervereins „Freunde des Stadtarchiv“ hervor. Dieser hatte u. a. durch Spendengelder für das Stadtarchiv zwei Federzeichnungen des Elbverlaufs bei Magdeburg um 1660/80 aufgekauft.

Nach seinem Vortrag folgte der zweite Teil der Veranstaltung, woran Waltraut Zachhuber, Vorstandsvorsitzende des Fördervereins Neue Synagoge Magdeburg e.V., mitwirkte. Sie engagiert sich seit Jahren für die Verlegung von Stolpersteinen zur Erinnerung an ermordete jüdische Bewohner der Stadt. In einem der Räume des Stadtarchivs war umfängliches Material über den Magdeburger Bürgermeister Herbert Goldschmidt vorbereitet. Goldschmidt wurde aufgrund seiner jüdischen Abstammung am 11. März 1933 von den Nazis aus dem Amt gejagt. 1938 verschleppte man ihn ins KZ Sachsenhausen, 1942 in das Ghetto nach Riga. Dort wurde er 1943 ermordet. Waltraut Zachhuber informierte über die Spurensuche zu den Magdeburger Opfern des Holocaust im Rahmen der Arbeitsgruppe Stolpersteine, bat die Gesellschaften um Unterstützung. Alle Anwesenden einte der Gedanke, dass sich so etwas niemals wiederholen dürfe.

Thomas Kluger verband seinen Dank an das Stadtarchiv für die Führung mit der Zusicherung, dass die Magdeburgische Gesellschaft ihren Förder- und Verbreitungsgedanken auch auf Archiv und auf die Stolperstein-Aktion ausdehnen werde.

Bildtexte: Bilder vom Besuch im Stadtarchiv